Anhand der chromosomenspezifischen Ausprägung der Merkmale des cHC konnte erstmals ein vollständiges Karyogramm für die Polytänchromosomen für Phaseolus coccineus vorgestellt werden. Abbildung 11 zeigt je ein Karyogramm für DAPI-gebänderte Chromosomen als auch für solche nach DAPI/PI Färbung, bei der sich die Chromosomenbereiche auch farblich differenzieren lassen. Bei beiden Karyogrammen sind jeweils die 22 nicht somatisch gepaarten Chromosomen anhand der gemittelten Gesamtlänge aufgereiht. Diese Reihenfolge ist für die Darstellung als Karyogramm üblich, spielt aber für die Identifikation der Polytänchromosomen anhand des cHC keine Rolle.
Die Benennung der neu klassifizierten Polytänchromosomen erfolgte mit den Buchstaben A bis K. Damit soll deutlich gemachen werden, daß die neue Karyotypisierung nicht unbedingt mit der bisherigen Identifizierung nach Nagl (1967) übereinstimmen muß. Es besteht insbesondere kein Zusammenhang zu jenen vier erstbeschriebenen Chromosomen, die von Nagl (1962b) mit den Buchstaben A bis D bezeichnet wurden.
Eine erste Fassung des Idiogramms der DAPI-gebänderten Chromosomen wurde vor kurzem vorgestellt (Nenno und Nagl 1998). Darin fanden allerdings die Längenmessungen noch keine Berücksichtigung, so daß die Numerierung einzelner Chromosomen (C-J) abweicht. Die ausführliche Beschreibung des neuen Idiogramms wird mit dieser Arbeit erstmalig vorgestellt (Abbildung 12). Die Kennzeichnung und Numerierung der Zonen mit besonderen Merkmalen des cHC aber auch andere Zonen (z. B. NORs und tHC) erfolgte analog zur Benennung der Bandenmuster von Human-Metaphasechromosomen gemäß der Nomenklatur des International System for Human Cytogenetics (ISCN 1995). Bereits Forino (1979) hatte den Vorgänger der ISCN, die Nomenklatur der Paris Konferenz (1972), für das bisherige Idiogramm angewendet.