Als entscheidendes Merkmal zur individuellen Identifizierung der Polytänchromosomen wurde die Ausprägung ihres centromernahen Heterochromatins (cHC) herangezogen . Weitere Strukturen, wie eine NOR, telomerisches Heterochromatin oder sekundäre Einschnürungen im Euchromatin stellten ergänzende Merkmale dar. Die Länge der Arme spielte für die Identifikation keine Rolle. Bezüglich der Armlängen der Chromosomen mit medianem Centromer muß berücksichtigt werden, daß sich die Längenverhältnisse der Arme im Einzelfall durch präparationsbedingte Streckung umkehren kann.
Zur Beschreibung jedes einzelnen Polytänchromosoms werden in den folgenden Abbildungen jeweils in der linken Bildhälfte zwei repräsentative DAPI- (a) sowie zwei DAPI/PI-gefärbte Chromosomen (b) gezeigt. Darin sind die Bereiche des cHC auf einer Seite des Chromosoms mit einer Klammer eingefaßt und die Position des Centromers durch eine längere Linie gekennzeichnet. Die Bereiche der NOR sind durch eine Klammer mit einer Doppellinie markiert. Wesentliche Merkmale des cHC und anderer Bereiche sind bezeichnet. In der rechten Bildhälfte sind die charakteristischen Merkmale schematisch zusammengefaßt. Für die schematische Präsentation der charakteristischen Merkmale wurde folgende Darstellung gewählt:
- Chromatin nach Färbung mit DAPI (Abbildung a): Die Helligkeit der DAPI-Fluoreszenz im cHC ist durch entsprechende Graustufen und die des Euchromatin-Bereiches in dunklem Grau dargestellt. Die stark fluoreszierenden DAPI-Banden (sDB) sind weiß gelassen.
- Chromatin nach Färbung mit DAPI/PI (Abbildung b): wie im mikroskopischen Bild, sind das cHC und telomerische Heterochromatin (tHC) in rosa, euchromatische Bereiche in dunkelblau und die starken DAPI-Banden entsprechend ihrer Intensität in hellgrau bzw. weiß gehalten.
- Sekundäre Einschnürungen (sES) sind durch eine beidseitige Einkerbung wiedergegeben.
- Nicht regelmäßig erkennbare Strukturen sind in eckige Klammern gesetzt bzw. im Falle der Centromere, mit waagerechten Linien gestrichelt.
- Punktförmige Verdichtungen des tHC sind durch drei große Punkte symbolisiert.
- Die NOR ist diagonal schraffiert und zusätzlich in eine schwarze und eine weiße Hälfte unterteilt. Damit soll darauf hingewiesen werden, daß oftmals ein Teil der NOR kondensiert und der andere gleichzeitig dekondensiert ist.
Der angegebene Maßstab entspricht in allen Abbildungen 10 µm.
Chromosom K
Kennzeichen von Chromosom
Centromerisches Heterochromatin | Die centromerische Einschnürung (Cen) liegt in der terminalen Region, ist immer gut erkennbar, aber auch äußerst fragil (s.Bemerkung). Der kurze Arm wird nahezu vollständig von der NOR ausgefüllt. Das cHC auf dem langen Arm gliedert sich in drei Abschnitte. Der erste proximale Abschnitt zeigt eine schmale starke DAPI-Bande (sDB), an die sich eine sekundäre Einschnürung (sES) anschließt. Darauf folgt das zweite Segment, in dem manchmal eine weitere, aber deutlich schwächere DAPI-Bande (wDB) zu erkennen ist. Daran schließt sich distal wiederum eine sekundäre Einschnürung (sES) und der dritte Abschnitt an, der etwas weniger stark gefärbt erscheint. |
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Euchromatin | Keine besonderen Merkmale. |
Telomerisches Heterochromatin |
THC läßt sich nur am Ende des kurzen Armes beobachten und auch nur bei gedehnter NOR (vgl. Abbildung b). |
NOR | Die NOR befindet sich auf dem kurzen Arm. |
Bemerkung | Wird ein Chromosom K, das an einem Sammelnukleolus hängt, bei der Präparation stark gequetscht, reißt es sehr häufig am Centromer auseinander. Der kurze Arm bliebt dann mit Sammelnukleolus verbunden, während der lange Arm in deutlichem Abstand vom Nukleolus zu liegen kommt (fragile Centromerregion) (vgl. Abbildung 7). |